Qiviut Wolle: Herkunft, Eigenschaften, Nutzung, Preis & Tierschutz

Qiviut
Bild ©Wolfgang Kruck – stock.adobe.com (Datei Nr.: 86422178)

Je edler und seltener eine Wollart ist, desto unbekannter ist sie – bei EdlerZwirn schauen wir deshalb immer ein wenig über den Tellerrand hinaus, um die umfangreichste Sammlung edler Wolle im Netz zu bieten. Bestes Beispiel dafür: Qiviut Wolle. Sie stammt vom Unterfell des Moschusochsen und hat den Namen Edelwolle mehr als verdient. 

Über den Moschusochsen

Schon der erste Blick auf die stattlichen Moschusochsen zeigt: Neben dem bulligen Körperbau und den Hörnern ist es vor allem das lange weiche Fell, das die Faszination an ihnen ausmacht.

Der Moschusochse liebt das kalte Wetter (das ihm dank seines Fells nur wenig ausmacht) und kommt deshalb vor allem in Grönland, Kanada und Alaska vor – Feuchtigkeit ist jedoch ein Feind der Tiere. Auch ein Grund, warum sie vor allem in den Jahreszeiten, in denen es häufiger regnet, in Herden von bis zu 100 Tieren zusammenstehen, um der nassen Kälte zu trotzen.

Gut zu wissen

Mit einer Höhe von rund 1,50 Meter und einer Länge von 2,50 sind die Bullen etwas größer als die weiblichen Tiere. Rund 2,5 Kilogramm der begehrten Qiviut Wolle in den Farben mittel- bis dunkelbraun geben die Moschusochsen pro Jahr ab (das Einfärben der Wolle ist für die spätere Produktion natürlich möglich).

Die Gewinnung der Wolle ist dabei ein sehr aufwendiger Prozess, denn die Tiere werden nicht geschoren, sondern mühsam gekämmt, um das Unterfell vom groben Grannenhaar zu trennen. Die Mühe lohnt sich jedoch, denn: Qiviutwolle gehört zu den edelsten Wollsorten der Welt.

Eigenschaften der Qiviut Wolle

Das wertvolle Unterfell der Moschusochsen wird zur edlen Qiviutwolle weiterverarbeitet, die ihren Namen den Inuit zu verdanken hat. Die große Nachfrage nach dem Stoff ist vor allem auf die vielen positiven Eigenschaften zurückzuführen – insbesondere die Feinheit der Fasern, die in Mikron gemessen wird, ist hier hervorzuheben.

Mit zehn bis 20 Mikron (1.000 Mikron = 1 Millimeter) gehört sie zu den feinsten tierischen Wollarten der Welt und damit zur absoluten Elite. Das führt zu einem besonders schönen Hautgefühl und maximiert den Tragekomfort.

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Qiviut (die Unterwolle der Moschusochsen) zählt zu den feinsten und seltensten natürlichen Fasern, das Garn wir per Hand gefärbt. Qiviut ist weicher, geschmeidiger und kuscheliger als Kaschmir, 8-mal wärmer als Schafswolle. Das Garn eignet sich für Pullover, Schlas, Mützen, Socken.

Zusätzlich zum weichen Gefühl auf der Haut, hat die Qiviutwolle natürlich auch „funktionelle“ Vorteile, darunter beispielsweise die folgenden:

  1. Moschusochsenwolle wärmt und ist damit perfekt für den kalten Winter (rund 8x wärmer als Schafwolle).
  2. Sie ist äußerst leicht und damit angenehm zu tragen.
  3. Qiviut Wolle ist geruchsabweisend – nach dem Tragen kurz aufhängen und das Kleidungsstück ist wieder wie neu. Selbst dann, wenn es feucht geworden ist.
  4. Kleidung aus Qiviutwolle läuft nicht ein und ist sehr pflegeleicht.
  5. Qiviutwolle ist allergikergeeignet, da sie nur einen sehr geringen Fettanteil von rund 2 Prozent besitzt (rund 5x weniger als Schafwolle). Bakterien und andere schädliche Organismen haben hier keine Chance.

All das in Kombination macht die Moschusochsenwolle zu einem begehrten Handelsprodukt, das sowohl am Zuchtort der Ochsen, als auch in Deutschland (meist in kleineren Webereien) weiterverarbeitet wird.

Herkunft der Moschusochsenwolle

Der Ursprung der Moschusochsen liegt in der kalten Tundra Grönlands, Alaskas und Kanadas. Mittlerweile leben weitere domestizierte Herden in Nordsibirien, Norwegen und Schweden. Insgesamt zählt man offiziell knapp 4.000 Tiere, was nicht wirklich viel ist. 

Grund dafür: Um das 20. Jahrhundert herum wurden die Moschusochsen in Alaska fast komplett ausgerottet, sodass es nun wieder Zeit braucht, um den Bestand nachhaltig wieder aufzubauen.

Gut zu wissen

In Deutschland findet man keine Moschusochsen – Grund dafür ist das unpassende Klima: Moschusochsen mögen es kalt und möglichst trocken. Vor allem die hohe Niederschlagsrate ist hierzulande ein Problem. In Kanada, Grönland oder Alaska sind die Bedingungen jedoch ideal, weshalb auch heute der Großteil der Qiviut Wolle von dort stammt.

Nutzung der Qiviut Wolle

Die Kombination aus extrem wärmender Wirkung und Leichtigkeit des Stoffs, zeigt direkt wohin der Weg der Qiviutwolle vom Moschusochsen geht: Aus ihr wird vor allem Winterkleidung für die besonders kalten Regionen dieser Erde gefertigt.

Pullover, Schals, Mützen, Socken: Alles, was besonders warm halten soll, wird aus Qiviutwolle gefertigt. Dabei sind die Produkte nicht nur in den Herkunftsländern der Moschusochsen beliebt, sondern auf der ganzen Welt. Einzige Voraussetzung für den Kauf: Das nötige Kleingeld, denn Qiviutwolle ist äußerst selten und damit teuer.

Preise von Qiviut Wolle

Nur rund 4.000 Tiere, die circa 2,5 Kilogramm wertvolle Qiviutwolle pro Jahr „produzieren“ und ein Gewinnungsprozess, der schonend, dafür jedoch sehr aufwendig ist – all das spiegelt der Verkaufspreis der Qiviut Wolle wieder.

So schlägt ein Kilogramm der unverarbeiteten Wolle mit rund 250 Euro zu Buche. Pullover, Schals und Ähnliches sind mindestens genauso teuer. Wie teuer genau – das zeigt die folgende Liste mit Durchschnittspreisen zu typischen Qiviut-Produkten:

Achten Sie beim Kauf vor allem auf den Qiviut-Anteil, denn der kann durchaus unterschiedlich sein. Die Produkte aus der angeführten Liste (und die zugehörigen Preise) sind allesamt aus 100 Prozent Qiviutwolle gefertigt.

Tierschutz

Grundsätzlich ist die Gewinnung der Qiviutwolle sehr schonend für die Moschusochsen, denn: Hier wird nicht unter Zwang geschoren, sondern angenehm ausgekämmt.

Einer der vielen Gründe, warum Qiviut Wolle so teuer ist. Es dauert lange bis alle Teile des Unterfells durchgekämmt und das Grannenhaar von ihr getrennt wurde – einmal pro Jahr ist dieser Prozess notwendig, um rund 2,5 Kilogramm der Qiviutwolle zu sammeln.

Moschusochse
Moschusochsen. Bild ©Jonas – stock.adobe.com (Datei Nr.: 188901847)

Der Verlust der Wolle macht den Moschusochsen nichts aus. Gleichzeitig ist es vor allem die Tatsache, dass das Auskämmen und die Verarbeitung der Qiviut Wolle von der Inuit-Gesellschaft Oomingmak vorgenommen werden, die ein gutes Gefühl gibt: Im Einklang mit Tier und Natur zu leben ist eines der wichtigsten Dinge im Leben der Ureinwohner Alaskas – auch heute noch.

Zusätzlich sind die domestizierten Herden, die in Grönland, Kanada oder Alaska leben, ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, wenn es um die Population der Tiere geht: Nur mühsam steigen die Zahlen, was eben auch im Interesse der Qiviut Wolle zu begründen ist.

Vorausgesetzt, die Haltungsbedingungen sind korrekt (viel Auslauf, optimale Wetterbedingungen, ausreichend pflanzliches Futter), ist aus Tierschutz-Sicht nur wenig gegen die Gewinnung der Qiviutwolle einzuwenden.

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Thomas Wohland
Thomas Wohland

Ich liebe hochwertige Wolle und es gibt kaum eine Wollsorte, die ich nicht in meinem Kleiderschrank habe. Am liebsten mag ich Merinowolle, aber auch Kaschmir- und Yakwolle habe ich in den letzten Jahren für mich entdeckt. Abgesehen von der Qualität, liegt mir vor allen Dingen das Tierwohl am Herzen!